Liebesgrüße aus London

Kapitel 1 – Ben - Happy New Year

„Möchtest Du, Ben Smith, den hier anwesenden Mark Schuster heiraten? So antworte bitte mit ja.“
   Ben schlug die Augen auf, er drehte den Kopf zur Seite, sein Blick fiel auf die leere Matratze neben ihm. In seinem Kopf fühlte es sich an, als würde jemand mit einem Hammer von innen gegen seine Schädeldecke schlagen. Er setzte sich auf und lauschte in die Dunkelheit des Zimmers. Kein Laut war zu hören. Wo war Mark?
   Fast zwei Jahre lebten die beiden nun schon zusammen, seit sie sich in der Weihnachtszeit im vorherigen Jahr kennengelernt hatten. Danach waren sie relativ schnell zusammengezogen. Zuerst drei Monate auf Probe, im Frühsommer des vorletzten Jahres war Ben dann endgültig bei Mark eingezogen. Es hatte sich einfach angeboten, da sie sowieso fast jeden Tag zusammen verbracht hatten. Zudem hatte Ben von Marks Wohnung aus einen wesentlich kürzeren Weg zur Firestation, einem Pub, in dem er als Kellner arbeitete und der im Londoner Stadtteil Bank lag. Von Marks Wohnung aus erreichte er ihn in gut fünfzehn Minuten. Etwas länger benötigte er, um zu seinen Eltern zu kommen, bei denen er zuvor gewohnt hatte.
   Ben schlug die Decke beiseite und stand auf. Dabei musste er sich am Bettpfosten festhalten, weil ihm schwindelig wurde. Sein Kopf dröhnte noch immer. Am Vorabend hatten sie mit Freunden Silvester gefeiert. Spät war es geworden und der Sekt war reichlich geflossen. Vorsichtig tastete er sich zur Zimmertür und öffnete sie – Kaffeeduft lag in der Luft. Das hereinfallende Sonnenlicht brannte in seinen Augen, weswegen er sie zusammenkniff.
   „Es wird Zeit, dass du endlich aufstehst.“
   Ben öffnete behutsam seine Lider und gewöhnte sich langsam an die Helligkeit. Mark saß am Küchentresen und tippte auf dem Display seines Handys herum. Vor ihm stand eine Tasse Kaffee. Sein Kater Coop lag unter dem Tisch und betrachtete ihn mit einer gewissen Gleichgültigkeit.
   „Wie spät ist es?“, fragte Ben.
   „Wir haben kurz nach zwölf. In einer Stunde hätte ich dich geweckt“, antwortete Mark und legte sein Handy auf den Tisch.
   „In einer Stunde? Haben wir was vor?“, fragte er verwirrt und noch etwas schlaftrunken.
   „Das Kaffeetrinken bei deinen Eltern! Hattest du so viel Sekt, dass du dich nicht erinnerst?“, fragte Mark lachend und schüttelte den Kopf.
Ben fiel es wie Schuppen von den Augen: Neujahrskaffee im Hause Smith. Seine Mutter hatte sie an Weihnachten eingeladen. Schwerfällig schlurfte er zu Mark und gab ihm einen Kuss.
   „Warum bist du überhaupt schon wach?“
   Mark stand auf und ging zum Küchenschrank. „Ich konnte nicht mehr schlafen. Um dich nicht zu stören, bin ich aufgestanden. Ich war ja relativ nüchtern gestern“, frotzelte er auf Kosten seines Freundes.
   „Ab jetzt lasse ich die Finger vom Alkohol. Teufelszeug.“
   „Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern. Sag niemals nie! Kopfschmerztablette?“
   „Ja bitte.“ Ben ließ sich auf den Stuhl sinken, während Mark ihm ein Glas Wasser und die Tablette servierte. Eine halbe Stunde später ging es ihm schon wieder besser.

Pünktlich um drei standen Mark und Ben vor dem Haus von Henry und Wanda Smith, Bens Eltern. Ben hatte noch einen Schlüssel zum Haus. Für Notfälle, wie seine Mutter gesagt hatte, als er ausgezogen war. Er hatte den Schlüssel nur zu gern behalten, gab er ihm doch das Gefühl, trotz Auszug weiterhin in der Nähe seiner Eltern zu sein. So war er nicht nur ein Besucher in ihrem Haus, sondern konnte kommen und gehen, wann er wollte, gerade so, als würde er noch bei ihnen wohnen.
   Ben schloss die Tür auf und betrat mit Mark den Flur. Wanda hatte sie wohl bereits durch das Küchenfenster gesehen und eilte auf sie zu.
   „Ein gutes neues Jahr!“, rief sie begeistert, während sie ihren Sohn und danach Mark umarmte.
   Im Esszimmer war schon der Rest der Familie versammelt - Bens Schwester Romina und ihr Mann John. Am Tisch saßen ihre Kinder Jack, Jonathan und Lara, welche Karten spielten. Als Mark und Ben das Esszimmer beraten, begrüßten sich die Anwesenden freudig. Es wurde sich gedrückt und alle wünschten sich ein frohes neues Jahr. Ben genoss das Zusammensein mit seiner Familie. Noch mehr genoss er es, dass er dabei Mark an seiner Seite hatte. Er vervollständigte ihn.

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